Die Lage in Spanien
Die Temperaturen in der Region Cartagena/Murcia in Südspanien sind das ganze Jahr über hoch, in den Wintermonaten hat man tagsüber 18°C und mehr, ab Frühjahr häufig 30°C plus. Was für Tourismus und Wirtschaft ein Vorteil ist, ist jedoch im Alltag eines Tierschützers ein zweischneidiges Schwert: Durch die Temperaturen begünstigt ist die Population von Hunden und Katzen sehr hoch. Ab dem Frühjahr wird es stets voll in den Pflegestellen, da dies der Beginn der Kitten- und Welpenzeit ist. Während der Sommermonate wissen die Tierschützer vor Ort kaum mehr, wohin mit all den Kleinen.
Bilder und Szenen der Grausamkeit gegenüber Hunden, die in Spanien in den meisten Fällen nicht Familienbegleiter sind, sondern ihr Dasein an der Kette oder als ausgebeutete Jagdhunde in Verschlägen fristen, nur bis zu einem gewissen Grad geduldet oder aber gequält und getötet werden, gibt es zuhauf. Katzen sind in den Augen vieler Spanier auf einer Stufe mit Ratten angesiedelt und werden auf dem Lande nur als Mäusefänger – leider wie auch bei uns in Deutschland oft - gehalten. Die Katzen und Hunde, die dieses Leid nicht erfahren müssen, werden jedoch auch nur in den seltensten Fällen geimpft oder gegen Parasiten geschützt. Eine Kastration wird weitgehend abgelehnt, Hundewelpen und Katzenkinder auf grausame Weise getötet oder lebend in den Müll geworfen. Und bei Krankheit werden die Tiere häufig sich selbst überlassen, anstatt sie bei einem Tierarzt behandeln zu lassen. Das Mitgefühl ausgesetzten Tieren gegenüber, die verletzt oder krank sind, ist noch immer zu gering; dehydrierte, ausgesetzte Tiere am Straßenrand werden häufig einfach ihrem Schicksal überlassen.
Dennoch deutet sich auch in Südspanien endlich eine Wende an: Der Tierschutz gewinnt zunehmend Stimmen. Eben jene Tierschützer setzen sich dafür ein, dass die Perreras (die in Spanien verbreiteten Auffanglager, die vor allem als Tötungsstationen dienen) in Tierheime umgewandelt werden. Sie versuchen, die Menschen vor Ort von den Vorteilen der Kastration zu überzeugen, und finden weitere Helfer, die Tiere zur Pflege bis zur Vermittlung aufnehmen, Tierleid melden etc. Die Kastration der streunenden Katzen vor Ort ist ein elementarer Teil der Tierschutzarbeit.
Die Tiere, die wir vermitteln, stammen alle aus dieser sehr ländlichen Region bei Murcia. Jayne nimmt sie auf, sofern sie Kapazitäten frei hat, oder gibt sie bei Menschen ihres Netzwerkes in Obhut, die die Tiere für uns in ihre Familie integrieren und hegen und pflegen, bis wir sie vermitteln und in ihr neues Zuhause transportieren. In gewissen Zeiten treibt dies alle Beteiligten an ihre emotionalen und finanziellen Grenzen, aber jeder tut das, was er kann – und wächst über sich hinaus.